Friedrich von Schiller
Sein Gedicht
Der Spaziergang

Originalzitat des Gedichtes
Sey mir gegrüßt mein Berg mit dem röthlich strahlenden Gipfel,
Sey mir Sonne gegrüßt, die ihn so lieblich bescheint,
Dich auch grüß ich belebte Flur, euch säuselnde Linden,
Und den fröhlichen Chor, der auf den Aesten sich wiegt,
Ruhige Bläue dich auch, die unermeßlich sich ausgießt
Um das braune Gebirg, über den grünenden Wald,
Auch um mich, der endlich entflohn des Zimmers Gefängniß
Und dem engen Gespräch freudig sich rettet zu dir,
Deiner Lüfte balsamischer Strom durchrinnt mich erquickend,
Und den durstigen Blick labt das energische Licht,
Kräftig auf blühender Au erglänzen die wechselnden Farben,
Aber der reizende Streit löset in Anmuth sich auf,
Frei empfängt mich die Wiese mit weithin verbreitetem Teppich,
Durch ihr freundliches Grün schlingt sich der ländliche Pfad,
Um mich summt die geschäftige Bien’, mit zweifelndem Flügel
Wiegt der Schmetterling sich über dem röthlichten Klee,
Glühend trifft mich der Sonne Pfeil, still liegen die Weste,
Nur der Lerche Gesang wirbelt in heiterer Luft.
Doch jetzt braust’s aus dem nahen Gebüsch, tief neigen der Erlen
Kronen sich, und im Wind wogt das versilberte Gras,
Mich umfängt ambrosische Nacht; in duftende Kühlung
Nimmt ein prächtiges Dach schattender Buchen mich ein,
In des Waldes Geheimniß entflieht mir auf einmal die Landschaft,
Und ein schlängelnder Pfad leitet mich steigend empor.
Nur verstohlen durchdringt der Zweige laubigtes Gitter
Sparsames Licht, und es blickt lachend das Blaue herein.
Aber plötzlich zerreißt der Flor. Der geöffnete Wald giebt
Ueberraschend des Tags blendendem Glanz mich zurück.
Unabsehbar ergießt sich vor meinen Blicken die Ferne,
Und ein blaues Gebirg endigt im Dufte die Welt.
Tief an des Berges Fuß, der gählings unter mir abstürzt,
Wallet des grünlichten Stroms fließender Spiegel vorbei.
Endlos unter mir seh’ ich den Aether, über mir endlos,
Blicke mit Schwindeln hinauf, blicke mit Schaudern hinab,
Aber zwischen der ewigen Höh’ und der ewigen Tiefe
Trägt ein geländerter Steig sicher den Wandrer dahin.
Lachend fliehen an mir die reichen Ufer vorüber,
Und den fröhlichen Fleiß rühmet das prangende Thal.
Jene Linien, sieh! die des Landmanns Eigenthum scheiden,
In den Teppich der Flur hat sie Demeter gewirkt.
Freundliche Schrift des Gesetzes, des Menschenerhaltenden Gottes,
Seit aus der ehernen Welt fliehend die Liebe verschwand,
Aber in freieren Schlangen durchkreuzt die geregelten Felder
Jetzt verschlungen vom Wald, jetzt an den Bergen hinauf
Klimmend, ein schimmernder Streif, die Länder verknüpfende Straße,
Auf dem ebenen Strom gleiten die Flöße dahin,
Vielfach ertönt der Heerden Geläut im belebten Gefilde,
Und den Wiederhall weckt einsam des Hirten Gesang.
Muntre Dörfer bekränzen den Strom, in Gebüschen verschwinden
Andre, vom Rücken des Bergs stürzen sie gäh dort herab.
Nachbarlich wohnet der Mensch noch mit dem Acker zusammen,
Seine Felder umruhn friedlich sein ländliches Dach,
Traulich rankt sich die Reb’ empor an dem niedrigen Fenster,
Einen umarmenden Zweig schlingt um die Hütte der Baum,
Glückliches Volk der Gefilde! Noch nicht zur Freiheit erwachet,
Theilst du mit deiner Flur fröhlich das enge Gesetz.
Deine Wünsche beschränkt der Aernten ruhiger Kreislauf,
Wie dein Tagewerk, gleich, windet dein Leben sich ab!
Aber wer raubt mir auf einmal den lieblichen Anblick? Ein fremder
Geist verbreitet sich schnell über die fremdere Flur!
Spröde sondert sich ab, was kaum noch liebend sich mischte,
Und das Gleiche nur ist’s, was an das Gleiche sich reiht.
Stände seh ich gebildet, der Pappeln stolze Geschlechter
Ziehn in geordnetem Pomp vornehm und prächtig daher,
Regel wird alles und alles wird Wahl und alles Bedeutung,
Dieses Dienergefolg meldet den Herrscher mir an.
Prangend verkündigen ihn von fern die beleuchteten Kuppeln,
Aus dem felsigten Kern hebt sich die thürmende Stadt.
In die Wildniß hinaus sind des Waldes Faunen verstoßen,
Aber die Andacht leiht höheres Leben dem Stein.
Näher gerückt ist der Mensch an den Menschen. Enger wird um ihn,
Reger erwacht, es umwälzt rascher sich in ihm die Welt.
Sieh, da entbrennen in feurigem Kampf die eifernden Kräfte,
Großes wirket ihr Streit, größeres wirket ihr Bund.
Tausend Hände belebt Ein Geist, hoch schläget in tausend
Brüsten, von einem Gefühl glühend, ein einziges Herz,
Schlägt für das Vaterland und glüht für der Ahnen Gesetze,
Hier auf dem theuren Grund ruht ihr verehrtes Gebein.
Nieder steigen vom Himmel die seligen Götter, und nehmen
In dem geweihten Bezirk festliche Wohnungen ein,
Herrliche Gaben bescheerend erscheinen sie; Ceres vor allen
Bringet des Pfluges Geschenk, Hermes den Anker herbei,
Bacchus die Traube, Minerva des Oelbaums grünende Reiser,
Auch das kriegrische Roß führet Poseidon heran,
Mutter Cybele spannt an des Wagens Deichsel die Löwen,
In das gastliche Thor zieht sie als Bürgerinn ein.
Heilige Steine! Aus euch ergossen sich Pflanzer der Menschheit,
Fernen Inseln des Meers sandtet ihr Sitten und Kunst,
Weise sprachen das Recht an diesen geselligen Thoren,
Helden stürzten zum Kampf für die Penaten heraus
Auf den Mauren erschienen, den Säugling im Arme, die Mütter
Blickten dem Heerzug nach, bis ihn die Ferne verschlang
Betend stürzten sie dann vor der Götter Altären sich nieder
Flehten um Ruhm und Sieg, flehten um Rückkehr für euch
Ehre ward euch und Sieg, doch der Ruhm nur kehrte zurücke
Eurer Thaten Verdienst meldet der rührende Stein:
„Wanderer
kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest
Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl
“
Ruhet sanft ihr Geliebten! Von eurem Blute begossen
Grünet der Oelbaum, es keimt lustig die köstliche Saat
Munter entbrennt, des Eigenthums froh, das freie Gewerbe,
Aus dem Schilfe des Stroms winket der bläulichte Gott
Zischend fliegt in den Baum die Axt, es erseufzt die Dryade,
Hoch von des Berges Haupt stürzt sich die donnernde Last
Aus dem Felsbruch wiegt sich der Stein, vom Hebel beflügelt,
In der Gebirge Schlucht taucht sich der Bergmann hinab
Mulcibers Ambos tönt von dem Takt geschwungener Hämmer,
Unter der nervigten Faust sprützen die Funken des Stahls,
Glänzend umwindet der goldne Lein die tanzende Spindel,
Durch die Saiten des Garns sauset das webende Schiff,
Fern auf der Rhede ruft der Pilot, es warten die Flotten,
Die in der Fremdlinge Land tragen den heimischen Fleiß,
Andre ziehn frohlockend dort ein, mit den Gaben der Ferne,
Hoch von dem ragenden Mast wehet der festliche Kranz.
Siehe da wimmeln die Märkte, der Krahn von fröhlichem Leben,
Seltsamer Sprachen Gewirr braust in das wundernde Ohr
Auf den Stapel schüttet die Aernten der Erde der Kaufmann,
Was dem glühenden Strahl Afrikas Boden gebiert,
Was Arabien kocht, was die äußerste Thule bereitet,
Hoch mit erfreuendem Gut füllt Amalthea das Horn
Da gebieret das Glück dem Talente die göttlichen Kinder,
Von der Freiheit gesäugt wachsen die Künste der Lust
Mit nachahmendem Leben erfreuet der Bildner die Augen,
Und vom Meißel beseelt redet der fühlende Stein,
Künstliche Himmel ruhn auf schlanken ionischen Säulen,
Und den ganzen Olymp schließet ein Pantheon ein,
Leicht, wie der Iris Sprung durch die Luft, wie der Pfeil von der Senne
Hüpfet der Brücke Joch über den brausenden Strom
Aber im stillen Gemach entwirft bedeutende Zirkel
Sinnend der Weise, beschleicht forschend den schaffenden Geist,
Prüft der Stoffe Gewalt, der Magnete Hassen und Lieben,
Folgt durch die Lüfte dem Klang, folgt durch den Aether dem Strahl,
Sucht das vertraute Gesetz in des Zufalls grausenden Wundern,
Sucht den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht
Körper und Stimme leiht die Schrift dem stummen Gedanken,
Durch der Jahrhunderte Strom trägt ihn das redende Blatt
Da zerrinnt vor dem wundernden Blick der Nebel des Wahnes,
Und die Gebilde der Nacht weichen dem tagenden Licht
Seine Fesseln zerbricht der Mensch
Der Beglückte! Zerriß er
Mit den Fesseln der Furcht nur nicht den Zügel der Schaam!
Freiheit ruft die Vernunft, Freiheit die wilde Begierde,
Von der heil’gen Natur ringen sie lüstern sich los
Ach, da reissen im Sturm die Anker, die an dem Ufer
Warnend ihn hielten, ihn faßt mächtig der flutende Strom,
Ins Unendliche reißt er ihn hin, die Küste verschwindet,
Hoch auf der Fluten Gebirg wiegt sich entmastet der Kahn,
Hinter Wolken erlöschen des Wagens beharrliche Sterne,
Bleibend ist nichts mehr, es irrt selbst in dem Busen der Gott
Aus dem Gespräche verschwindet die Wahrheit, Glauben und Treue
Aus dem Leben, es lügt selbst auf der Lippe der Schwur
In der Herzen vertraulichsten Bund, in der Liebe Geheimniß
Drängt sich der Sykophant, reißt von dem Freunde den Freund,
Auf die Unschuld schielt der Verrath mit verschlingendem Blicke,
Mit vergiftendem Biß tödtet des Lästerers Zahn
Feil ist in der geschändeten Brust der Gedanke, die Liebe
Wirft des freien Gefühls göttlichen Adel hinweg,
Deiner heiligen Zeichen, o Wahrheit, hat der Betrug sich
Angemaßt, der Natur köstlichste Stimmen entweiht,
Die das bedürftige Herz in der Freude Drang sich erfindet,
Kaum giebt wahres Gefühl noch durch Verstummen sich kund
Auf der Tribune prahlet das Recht, in der Hütte die Eintracht,
Des Gesetzes Gespenst steht an der Könige Thron,
Jahre lang mag, Jahrhunderte lang die Mumie dauern,
Mag das trügende Bild lebender Fülle bestehn,
Bis die Natur erwacht, und mit schweren ehernen Händen
An das hohle Gebäu rühret die Noth und die Zeit,
Einer Tigerinn gleich, die das eiserne Gitter durchbrochen
Und des numidischen Wald’s plötzlich und schrecklich gedenkt,
Aufsteht mit des Verbrechens Wuth und des Elends die Menschheit,
Und in der Asche der Stadt sucht die verlorne Natur
O so öffnet euch Mauren, und gebt den Gefangenen ledig,
Zu der verlassenen Flur kehr’ er gerettet zurück!
Aber wo bin ich? Es birgt sich der Pfad
Abschüssige Gründe
Hemmen mit gähnender Kluft hinter mir, vor mir den Schritt
Hinter mir blieb der Gärten, der Hecken vertraute Begleitung,
Hinter mir jegliche Spur menschlicher Hände zurück
Nur die Stoffe seh’ ich gethürmt, aus welchen das Leben
Keimet, der rohe Basalt hofft auf die bildende Hand,
Brausend stürzt der Gießbach herab durch die Rinne des Felsen
Unter den Wurzeln des Baums bricht er entrüstet sich Bahn
Wild ist es hier und schauerlich öd’
Im einsamen Luftraum.
Hängt nur der Adler, und knüpft an das Gewölke die Welt.
Hoch herauf bis zu mir trägt keines Windes Gefieder
Den verlorenen Schall menschlicher Mühen und Lust.
Bin ich wirklich allein? In deinen Armen, an deinem
Herzen wieder, Natur, ach! und es war nur ein Traum,
Der mich schaudernd ergriff, mit des Lebens furchtbarem Bilde,
Mit dem stürzenden Thal stürzte der finstre hinab.
Reiner nehm’ ich mein Leben von deinem reinen Altare,
Nehme den fröhlichen Muth hoffender Jugend zurück!
Ewig wechselt der Wille den Zweck und die Regel, in ewig.
Wiederholter Gestalt wälzen die Thaten sich um
Aber jugendlich immer, in immer veränderter Schöne
Ehrst du, fromme Natur, züchtig das alte Gesetz,
Immer dieselbe, bewahrst du in treuen Händen dem Manne,
Was dir das gaukelnde Kind, was dir der Jüngling vertraut,
Nährest an gleicher Brust die vielfach wechselnden Alter;
Unter demselben Blau, über dem nehmlichen Grün.
Wandeln die nahen und wandeln vereint die fernen Geschlechter,
Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.
Wann entstand das Gedicht "Der Spaziergang"?
Das Gedicht "Der Spaziergang" wurde 1795 von Friedrich von Schiller verfasst und 1804 in der zweiten Auflage der "Gedichte. Erster Theil. [Ausgabe letzter Hand]" veröffentlicht. Es handelt sich um eine Elegie, die die Natur, den Menschen und die Gesellschaft poetisch reflektiert.
Worum geht es in dem Gedicht?
Das Gedicht beschreibt einen Spaziergang, bei dem der Sprecher die Natur und ihre Verbindung zur menschlichen Kultur und Gesellschaft erkundet. Es reflektiert über die Harmonie und Disharmonie zwischen Mensch und Natur, Fortschritt und Tradition.
Inhalt / Handlung des Gedichts
"Der Spaziergang" ist eine poetische Reise, die den Leser durch eine Vielzahl von Szenerien führt und dabei die Beziehung zwischen Mensch und Natur sowie die Entwicklung der menschlichen Zivilisation reflektiert. Das Gedicht beginnt mit einer idyllischen Beschreibung der Natur, in der der Sprecher die Schönheit der Landschaft, das Spiel des Lichts und die Harmonie von Flora und Fauna preist. Diese ersten Szenen vermitteln ein Gefühl der Freiheit und Ruhe, das durch die weite Ausdehnung der Natur verstärkt wird.
Im Verlauf des Gedichts wendet sich der Fokus auf die menschliche Gesellschaft und deren Errungenschaften. Schiller beschreibt die geordnete Struktur der Felder, Dörfer und Städte, die durch menschlichen Fleiß und Gesetzmäßigkeit geprägt sind. Dabei wird die Ambivalenz des Fortschritts deutlich: Einerseits zeigt er die Errungenschaften der Kultur und die Harmonie in der Verbindung von Mensch und Natur, andererseits thematisiert er die Trennung und Entfremdung, die durch soziale Hierarchien und den Verlust der ursprünglichen Einheit entstehen.
Der Spaziergang führt den Sprecher schließlich in die Einsamkeit und Erhabenheit der Berge, wo die Natur in ihrer Wildheit und Ursprünglichkeit präsentiert wird. Hier reflektiert er über die ewigen Gesetze der Natur, die unabhängig von menschlichem Einfluss bestehen bleiben. Diese Szenerie dient als Symbol für die Beständigkeit der Natur und die Vergänglichkeit menschlicher Werke. Der Sprecher zieht Trost aus der Rückbesinnung auf die universellen Werte und die ewige Ordnung der Natur, die auch in Zeiten von Chaos und Veränderung Orientierung bietet.
Insgesamt thematisiert das Gedicht die Entwicklung des Menschen von einem Zustand der Harmonie mit der Natur über die Errungenschaften und Konflikte der Zivilisation bis hin zur Rückbesinnung auf die universellen Gesetze der Natur. Schiller fordert den Leser dazu auf, die Balance zwischen Fortschritt und Ursprünglichkeit, zwischen Kultur und Natur zu suchen und zu bewahren.
Interpretation
Friedrich von Schillers Gedicht "Der Spaziergang" ist mehr als nur eine poetische Beschreibung einer Wanderung durch die Natur – es ist eine tiefgründige Reflexion über die Beziehung zwischen Mensch und Natur sowie über die kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit. Die Reise des lyrischen Ichs symbolisiert den Weg des Menschen von der natürlichen Ursprünglichkeit hin zur Zivilisation, begleitet von den Herausforderungen und Konflikten, die dieser Fortschritt mit sich bringt.
Die Natur wird im Gedicht als Ursprung und Ideal dargestellt. Schiller beschreibt sie als Quelle von Harmonie, Erneuerung und Freiheit. Gleichzeitig verdeutlicht er, wie der Mensch durch kulturelle und gesellschaftliche Fortschritte zunehmend von dieser Ursprünglichkeit entfremdet wird. Die geordneten Felder, die Dörfer und die städtischen Strukturen symbolisieren die Errungenschaften der Zivilisation, aber auch ihre Begrenzungen und die Trennung von der natürlichen Einheit.
Schiller thematisiert die Ambivalenz des Fortschritts: Einerseits ermöglicht der menschliche Fleiß die Schaffung von Kultur, Wissenschaft und Kunst, andererseits führt der Fortschritt oft zu Entfremdung, Konflikten und einem Verlust von Authentizität. Diese Spannung zwischen natürlicher Ordnung und kultureller Entwicklung zieht sich wie ein roter Faden durch das Gedicht. Die Harmonien der Natur stehen im Kontrast zu den Unruhen der Zivilisation, während der Mensch versucht, seinen Platz zwischen diesen Polen zu finden.
Im letzten Teil des Gedichts kehrt der Sprecher zur universellen Ordnung der Natur zurück. Die Berge und die weiten Landschaften symbolisieren die Beständigkeit und Erhabenheit der natürlichen Gesetze. Diese Rückbesinnung bietet Trost und Hoffnung und zeigt, dass die Natur trotz der Wandlungen der Menschheit ein unveränderlicher Anker bleibt. Schiller plädiert für ein Gleichgewicht: Der Mensch sollte Fortschritt und Zivilisation mit einer Rückbindung an die natürlichen und universellen Prinzipien verbinden, um wahre Erfüllung zu finden.
"Der Spaziergang" wird so zu einer philosophischen Allegorie, die den Leser dazu auffordert, die Beziehung zur Natur zu überdenken und einen Weg zu suchen, der sowohl den Errungenschaften der Menschheit als auch der ursprünglichen Harmonie gerecht wird. Schillers Appell, das Gleichgewicht zwischen kultureller Entwicklung und der natürlichen Ordnung zu bewahren, bleibt eine zeitlose Botschaft, die auch in der heutigen Welt von Bedeutung ist.
Reimschema und stilistische Mittel:
Das Gedicht folgt keinem einheitlichen Reimschema, sondern variiert je nach Strophe. Es unterstützt damit die unterschiedlichen Themen und Atmosphären des Gedichts:
- Freie Form: Die Elegie verzichtet auf eine strenge metrische Form und verwendet freie Rhythmen, um die inhaltliche Freiheit und Weite zu betonen.
Schiller setzt zahlreiche stilistische Mittel ein:
- Metaphern: "Der Berg mit dem röthlich strahlenden Gipfel" symbolisiert die Erhabenheit der Natur.
- Personifikationen: Die Natur wird belebt, etwa durch "die Sonne, die lieblich bescheint".
- Kontraste: Die Gegensätze zwischen Naturidylle und menschlicher Zivilisation werden hervorgehoben.
- Alliterationen: "Sey mir gegrüßt mein Berg" verstärkt die Musikalität des Textes.
- Philosophische Reflexionen: Das Gedicht regt zum Nachdenken über die Beziehung zwischen Mensch und Natur an.
Insgesamt zeigt das Gedicht eine harmonische Verbindung von Naturbetrachtung, philosophischer Tiefe und poetischer Gestaltung.
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